Drohender Zahlungsausfall der USA – Stresspegel steigt
Die jüngsten Inflationsdaten auf beiden Seiten des Atlantiks haben den Anlegern klar gemacht, dass es noch zu früh ist, schon vom Ende des Zinserhöhungszyklus auszugehen. Die unklare Zinsperspektive drückt auf die Stimmung. Doch damit nicht genug: nun droht auch noch ein Zahlungsausfall der USA - und zwar schon am 1. Juni. Wird die Schuldenobergrenze nicht bald erhöht, könnte es zu einem beispiellosen Zahlungsausfall der US-Regierung kommen mit katastrophalen Konsequenzen für die Weltwirtschaft.
In den USA legt das Parlament eine Schuldenobergrenze fest und bestimmt, wie viel Geld sich der Staat leihen darf. Die Schuldengrenze liegt zurzeit bei rund 31,4 Billionen US-Dollar. Mittlerweile ist dieser Schuldendeckel aber erreicht. Die USA dürfen also keine neuen Schulden mehr aufnehmen, sondern müssen die Kapitalreserven anzapfen, um ihre Rechnungen zu begleichen. Für die nun notwendige Anhebung der Schuldenobergrenze braucht US-Präsident Biden die Zustimmung der Republikaner. Diese wollen den Präsidenten dazu bringen, Kürzungen bei Investitionen in den Klimaschutz und anderen Staatsausgaben zuzustimmen. Im Gegenzug soll die US-Schuldengrenze um 1,5 Billionen Dollar angehoben werden. Biden hingegen will sich nicht erpressen lassen.
Dieses politische Gezerre hat Tradition: Die Schuldenobergrenze wurde seit ihrer Einführung 1917 bereits dutzendfach erhöht, da sonst das Geld ausgegangen wäre. In der Vergangenheit einigten sich die Demokraten und Republikaner bei diesem Thema häufig erst kurz vor knapp. An den Börsen wird dieses fragwürdige Verfahren mit Blick auf den 1. Juni mit täglich steigender Nervosität verfolgt. Ein Zahlungsausfall der weltgrößten Volkswirtschaft würde unweigerlich eine globale Finanzkrise auslösen.